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Konstruktiv reden über KI – Dokumentation

Zwischen Faszination und Verunsicherung

Künstliche Intelligenz (KI) bewegt – emotional, politisch, gesellschaftlich. Doch wie gelingt ein sachlicher, lösungsorientierter Diskurs über ein Thema, das viele Menschen gleichzeitig fasziniert und verunsichert? Genau dieser Frage widmete sich die Qualifizierungsmaßnahme „Konstruktiv reden über KI“, ein Modul des Projekts AI Impact – Wir mit KI. Ziel war es, Multiplikator*innen aus Bildung und Beratung darin zu stärken, konstruktive Gespräche über KI zu führen – auch in konfliktreichen oder emotional aufgeladenen Situationen.

Geleitet wurde die Fortbildung von Ralf Faßbender, Experte für Personalentwicklung und Qualitätsmanagement, gemeinsam mit Lukas Spahlinger, Referent für Digitale Welt. Die Veranstaltung verknüpfte psychologische Grundlagen mit praktischen Kommunikationsstrategien und bot den Teilnehmenden Raum zur Selbsterfahrung und zum methodischen Ausprobieren.

Warum fällt es manchmal schwer, über KI zu sprechen?

Der Workshop begann mit einer sensiblen Annäherung: Wie geht es mir persönlich mit dem Thema KI? Mithilfe des Tools Mentimeter entstand ein erstes emotionales Stimmungsbild – geprägt von Neugier, Skepsis und durchaus auch Staunen. KI wurde in den Rückmeldungen sowohl als hilfreicher Dialogpartner als auch als potenzielle Bedrohung beschrieben.

Ein zentrales Thema war die Frage, warum es so schwerfällt, konstruktiv über KI zu sprechen. Die Diskussion machte deutlich: Die Debatte ist geprägt von übermächtigen Narrativen, unklaren Sprachebenen und fehlender Erfahrung.

Zwischen Heilsversprechen und Kontrollverlust

Zwei dominante Erzählungen standen im Raum: Einerseits KI als Allheilmittel – etwa zur Lösung von Klimakrise, Fachkräftemangel und Bildungsungleichheit. Andererseits die Vorstellung vom Kontrollverlust – KI als Bedrohung für Demokratie, Sicherheit und Autonomie. Diese Gegensätze prägen viele Diskussionen, lassen aber wenig Raum für Differenzierung.

Vermischte Ebenen im Diskurs

Erschwerend kommt die Vermischung von Diskursebenen hinzu: Hier bietet es sich an zwischen Makro-, Meso- und Mikroebene zu unterscheiden. Während auf der Makroebene Fragen nach globalen Machtverhältnissen, Datenflüssen oder wirtschaftlicher Steuerung stehen, geht es auf der Mesoebene um gesellschaftliche Organisation, Bildungszugänge oder Verantwortung. Die Mikroebene betrifft persönliche Erfahrungen mit KI im Alltag. Wenn diese Ebenen vermischt werden – etwa wenn auf persönliche Sorgen mit geopolitischen Argumenten geantwortet wird – kann das Gespräch schnell kippen.

Transformation braucht Haltung

Ralf Faßbender ergänzte diesen Blick um das Modell der evolutionären Systeme: Transformation, so seine These, gelingt nur dann, wenn wir nicht im Überlebensmodus (Reaktion), sondern im Fortpflanzungsmodus (Gestaltung) handeln. Das setzt emotionale Sicherheit und eine klare Haltung voraus.

Ein zentrales Element der Fortbildung war deshalb das Konzept der Affektbilanz. Hier reflektierten die Teilnehmenden ihre eigenen emotionalen Reaktionen auf KI: Was beunruhigt mich? Worauf freue ich mich? Diese persönliche Standortbestimmung bildete die Grundlage, um besser argumentieren und auf andere eingehen zu können.

Methoden, die weiterbringen

Besonders einprägsam waren die zahlreichen interaktiven Übungen, die das Thema KI kommunikativ erfahrbar machten. Dazu zählte die sogenannte „Ja, und …“-Gymnastik, die bewusst auf das Aufbrechen negativer Kommunikationsmuster zielte. Statt mit „Ja, aber …“ auf Vorschläge zu reagieren, wurde trainiert, Gedanken aufzugreifen und weiterzuentwickeln – ein Ansatz, der gerade im Umgang mit neuen Technologien Perspektivwechsel und Offenheit fördert.

Zur Einstimmung diente ein improvisiertes Spiel mit Bauernregeln in Wortketten, das gleichzeitig die Kreativität und Gruppendynamik stärkte. In Breakout-Sessions übten die Teilnehmer*innen außerdem, wie sich der eigene Affekt durch gezielte Ideenimpulse beeinflussen lässt – eine Methode, die emotionales Gleichgewicht mit lösungsorientierter Gesprächsführung verbindet.

Nicht zuletzt wurde auch über die praktischen Herausforderungen beim Einsatz von KI gesprochen – etwa über ungenaue Literaturlisten von Chatbots oder Datenschutzfragen im öffentlichen Dienst. Hier standen Erfahrungsaustausch und pragmatische Strategien im Fokus: Verbündete finden, gute Beispiele sammeln, Zeitpunkte strategisch wählen.

Erkenntnisse für die Praxis

Der Workshop verdeutlichte: Konstruktive Kommunikation über KI beginnt bei der eigenen Haltung. Wer sich seiner eigenen Ängste und Erwartungen bewusst ist, kann differenzierter argumentieren und bleibt auch im Streitgespräch souverän.

Ein weiteres zentrales Ergebnis: Der „Ja, und …“-Ansatz erwies sich als alltagstaugliche Strategie, um in Diskussionen offen zu bleiben und gemeinsam Ideen zu entwickeln – nicht nur im beruflichen, sondern auch im privaten Kontext.

Die vorgestellten Methoden zur Affektregulation und emotionalen Reflexion wurden als wertvoll erlebt, um emotionale Spannungen in KI-Diskussionen abzubauen. Gleichzeitig betonten die Teilnehmer*innen die Bedeutung von Fachwissen über KI, um in Gesprächen Sicherheit zu gewinnen.

Ausblick: Was folgt aus der Fortbildung?

Die Fortbildung „Konstruktiv reden über KI“ hat gezeigt, wie wichtig es ist, sowohl kognitive als auch emotionale Ebenen in der Bildungsarbeit mit KI zu berücksichtigen. Gerade in einem gesellschaftlich so aufgeladenen Themenfeld wie der Künstlichen Intelligenz ist es entscheidend, Haltung, Methoden und Fachwissen zu verbinden.

Die Veranstaltung wurde nicht nur als Impuls verstanden, sondern als Einladung zur Vertiefung – etwa in den kommenden Modulen des Projekts AI Impact – Wir mit KI, die ethische, inklusive und kreative Zugänge zur KI weiter ausleuchten werden.

Mit dem Transfer in die eigene Praxis beginnt nun die nächste Phase: Wie können die geübten Methoden in Bildungskontexte übertragen werden? Wie lassen sich KI-Diskurse so gestalten, dass sie zum Mitreden einladen – statt abzuschrecken?

Weiterführende Literatur und Links

Evolution, Fortpflanzungsmodus

Ja, und …

Affektbilanz:

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