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KI und Nachhaltigkeit – Dokumentation

Künstliche Intelligenz ist ambivalent. Sie kann einerseits zur Lösung komplexer Umwelt- und Gesellschaftsprobleme beitragen, etwa durch Ressourceneffizienz oder barrierefreie Kommunikation. Gleichzeitig verursacht sie hohe ökologische Kosten, birgt das Risiko, soziale Ungleichheiten zu verstärken. Ob sie der Nachhaltigkeit dient, hängt maßgeblich davon ab, wie sie entwickelt und eingesetzt wird. 

Dieses Thema stand im Zentrum der Qualifizierungsmaßnahme im Rahmen des Projekts „AI Impact – Wir mit KI“, die am 8. April 2025 stattfand. Über 30 Teilnehmer*innen aus Bildung und Zivilgesellschaft tauschten sich aus. Fachlich begleitet wurde die Veranstaltung von Anja Höfner und Max Bömelburg vom Konzeptwerk Neue Ökonomie, sowie von Lukas Spahlinger (Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung). 

Fachlicher Input: KI und Nachhaltigkeit – eine Übersicht

1. Was ist Künstliche Intelligenz?

Künstliche Intelligenz (KI) bezeichnet Systeme, die in der Lage sind, Aufgaben zu übernehmen, die menschliche Intelligenz erfordern – etwa Sprachverarbeitung, Mustererkennung oder Problemlösung. Insbesondere Maschinelles Lernen und Deep Learning spielen hierbei eine Rolle. Dabei kommen sogenannte neuronale Netze zum Einsatz – eine zentrale Technologie des Deep Learning. Diese Netze können sich eigenständig weiterentwickeln, sind in ihrer Funktionsweise jedoch häufig schwer nachvollziehbar – sogenannte „Blackboxes“.

2. Nachhaltige KI – zwei Perspektiven

Dabei stehen zwei Perspektiven auf den Themenkomplex im Zentrum:

  • KI für Nachhaltigkeit: Wie kann KI helfen, ökologische oder gesellschaftliche Probleme zu lösen?
  • Nachhaltige KI: Wie kann KI selbst umwelt- und menschenfreundlich gestaltet werden?

Beide Perspektiven sind entscheidend – denn KI hat sowohl Potenzial als auch problematische Nebenwirkungen. Entscheidend ist die gesellschaftliche Rahmung.

3. Ökologische Aspekte: Energie, Wasser, Rohstoffe

Anja Höfner beleuchtete die materielle Seite der KI: Der Betrieb großer Rechenzentren, die für das Training und die Nutzung von KI-Modellen nötig sind, verursacht einen enormen Energieverbrauch. Allein die Nutzung von ChatGPT verursachte 2023 226 Millionen kWh – genug, um 21.000 US-Haushalte ein Jahr lang mit Strom zu versorgen.

In Deutschland verbrauchten Rechenzentren bereits 2022 17,9 Millionen Mwh Strom, das ist mehr als die Stadt Berlin im Jahr verbraucht. Zudem benötigen Rechenzentren große Mengen Kühlwasser und setzen auf Rohstoffe wie Kupfer, Lithium oder Kobalt – die oft unter prekären Bedingungen im globalen Süden gewonnen werden.

4. Soziale Dimensionen: Arbeit, Macht und Ungleichheit

Neben ökologischen Aspekten wurden von Max Bömelburg auch soziale Folgen thematisiert. Dazu gehören:

  • Globale Arbeitsketten: Millionen Menschen – meist im globalen Süden – bereiten Daten für KI-Systeme auf (Labeling, Moderation), oft unter schlechten Bedingungen.
  • Demokratie und Öffentlichkeit: KI kann zur Verbreitung von Desinformation beitragen, z. B. durch Deepfakes oder KI-generierte Inhalte.
  • Intransparente Strukturen: Entscheidungen über die Funktionsweise von KI liegen meist in der Hand großer Tech-Konzerne – mit wenig demokratischer Kontrolle.

Chancen und Risiken von KI

Die Diskussionen im Verlauf der Veranstaltung machten deutlich, dass Künstliche Intelligenz sowohl erhebliche Potenziale als auch bedenkliche Nebenwirkungen birgt – ökologisch wie gesellschaftlich.

Auf ökologischer Ebene wurde einerseits das Potenzial hervorgehoben, das KI zur Lösung von Umweltproblemen beitragen kann – etwa durch präzisere Steuerung von Verkehrsflüssen, optimierte Energienutzung in Gebäuden oder datenbasierte Unterstützung in der Landwirtschaft. Diese Anwendungen können helfen, Ressourcen zu sparen und klimaschädliche Emissionen zu verringern.

Gleichzeitig wurde deutlich, dass KI selbst eine wachsende Umweltbelastung darstellt. Der Energie- und Wasserverbrauch für Training und Betrieb großer Modelle ist erheblich. Zudem mangelt es oft an Transparenz in Bezug auf Rechenzentren, Lieferketten und die tatsächliche Umweltbilanz der eingesetzten Systeme.

Sozial betrachtet bietet KI ebenfalls Chancen: Sie kann die Zugänglichkeit zu Bildung und Information verbessern, Menschen mit Behinderung unterstützen und gesellschaftliche Teilhabe stärken – etwa durch Sprachassistenz oder einfache Übersetzung.

Auf der anderen Seite besteht die Gefahr, dass KI bestehende Ungleichheiten verschärft. Nicht alle Menschen haben Zugang zu den nötigen Technologien oder Kompetenzen. Zudem wächst die Abhängigkeit von großen Technologiekonzernen, die über die Regeln und Einsatzgebiete der Systeme entscheiden. Besonders kritisch wurde die potenzielle Manipulierbarkeit durch KI-generierte Inhalte wie Deepfakes oder automatisierte Desinformation bewertet.

Diskussion und Fazit

In der abschließenden Diskussion wurde deutlich: Es geht in Anbetracht der teils hilfreichen, teils schädlichen Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz um grundsätzliche Fragen: Wie viel Technologie braucht ein gutes Leben? Wie viel Virtualität und Digitalität ist gesellschaftlich sinnvoll? Und wie gelingt ein selbstbestimmter und verantwortungsvoller Umgang mit KI?

Zugleich zeigte sich: Die Komplexität des Themas löst bei vielen Menschen Überforderung aus. Die Abwägung zwischen Nutzen und Risiken lässt sich nicht individuell abschließend treffen, da die technologischen Entwicklungen tief in gesellschaftliche Strukturen eingreifen. Es wurde betont, dass sich Einzelne der Wirkung von KI kaum entziehen können – sei es im Alltag, im Beruf oder im politischen Diskurs.

Daraus ergibt sich ein klarer Bildungsauftrag: Es braucht Räume für Austausch, Einordnung und Orientierung. Niedrigschwellige, partizipative Formate sind entscheidend, um Unsicherheiten zu begegnen und differenzierte Perspektiven zu erarbeiten. Konkrete Lösungsansätze liegen in der Förderung von Medien- und Technologiekritik, in der Demokratisierung digitaler Infrastrukturen sowie in einer Bildungsarbeit, die KI systematisch in gesellschaftliche und ökologische Zusammenhänge einordnet.

Weiterführende Literatur

Ökologische Chancen

Ökologische Risiken

Soziale Dimension

Gesellschaftliche Chancen

Gesellschaftliche Risiken

Videotipp:

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